Community #3: Motivation
Oft scheitern Vorhaben mutmaßlich an fehlender Motivation – insbesondere Gründungsvorhaben. Unsere Gast-Autorin Cornelia Strauß ist in unserer Stabsstelle "Servicezentrum für Forschung und Transfer" für den Wissenstransfer und Veranstaltungen verantwortlich. Als Physikerin mit einem Herz für Sprache hat sie in ihrem Leben schon oft, mit mehr oder weniger großem Erfolg, gegen Motivationsverlust gekämpft. In unserem neuesten Blog-Artikel in der Rubrik "Community" berichtet sie euch über ihre eigenen Erfahrungen.
Über Motivation oder der Kampf gegen das „Eigentlich“
Ich stelle jetzt einfach mal die These auf: Das „Eigentlich“ ist ein richtig fieses Wort. Ich würde einiges darauf verwetten, dass ihr schon einmal Opfer des „Eigentlich“ geworden seid. „Ich würde ja eigentlich gerne schreiben, aber …“ oder „Ich habe da ja eigentlich eine Idee, aber …“ – das sind Sätze, die habt ihr bestimmt schon einmal verwendet, oder zumindest gehört, oder?
Verpartnert mit dem „Eigentlich“ ist das Warten auf Motivation. Man möchte ja eigentlich eine Idee entwickeln oder an einem Prototyp bauen, aber man ist gerade nicht motiviert und kann sich einfach nicht aufraffen.
An dieser Stelle muss ich euch ein niederschmetterndes Geheimnis verraten: Motivation kommt nicht von alleine. Sie muss behutsam angelockt werden, und wenn sie dann einmal da ist, muss sie gefüttert und gepflegt werden, ein bisschen wie ein unsichtbares, divenhaftes Haustier. Also, noch einmal: Von alleine kommt die Motivation nicht, ihr müsst leider irgendwie ohne sie anfangen.
Aber: Es gibt gute Mittel und Wege, wie man das anstellen kann. Daher hier einige Tipps und Tricks, wie ihr beim Anlocken und Pflegen eurer Motivation vorgehen könnt.
1. Das Schlimmste (das wirklich Allerschlimmste!) ist nicht das Anfangen, sondern der Moment kurz davor.
Versprochen. Schlimmer wird es nicht mehr. Diese gähnende Leere eines weißen Blattes Papier, eines Office-Dokuments oder was auch immer das Format ist, das ihr mit Leben und Inhalten füllen wollt, ist das Kräftezehrendste am ganzen Entwicklungsprozess. Tief einatmen und dann:
2. Kleine Kekse backen!
Ja, das meine ich ernst. Ansprüche an sich selbst sind wichtig und oft auch gut, aber sie können auch richtig gefährlich werden. Wenn ihr euch vornehmt, in einem Rutsch ein komplettes Konzept zu entwickeln, das von A bis Z perfekt ist, dann wird es mit 100 Prozentiger Sicherheit nur zu einer Sache führen: dem Scheitern. Ich rede nicht davon, dass die erste Idee immer Mist ist, aber die erste Ausführung ist es oftmals schon. Deshalb ist es so wichtig, sich kleine, machbare Zwischenziele zu definieren. So klischeehaft es klingt: Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.
3. Routine hilft beim Hegen der Motivation.
Motivation ist etwas Tolles. Ist sie einmal da, verfliegt die Zeit im Nu und plötzlich hat man, ohne es zu merken, richtig viel geschafft. Doch dann hört ihr auf, denn natürlich muss man mal auf die Toilette, etwas essen, schlafen oder andere Dinge tun. Wenn ihr dann nicht aufpasst, ist die Motivation wieder entfleucht. Die gute Nachricht ist: Das macht nichts. Denn die Motivation kommt zurück, wenn man ihre etwas langweilige große Schwester zum Dauergast hat: die Routine (oder Disziplin). Klingt irgendwie fad und anstrengend? Denkt an Punkt 2 – kleine Kekse backen. Wenn ihr euch vornehmt, zu einer festen Uhrzeit ein kleines Zwischenziel anzugehen, dann könnt ihr ganz oft beobachten, wie ihr plötzlich viel mehr schafft.
Das Gute an der Routine: Die Tage, an denen es einfach nicht klappt, sind nicht verloren, denn euer klein gestecktes Zwischenziel habt ihr ja dann trotzdem erreicht (Leseempfehlung zu diesem Thema: Der Reddit-Post „no more zero days“).
4. Nicht vergessen: Ihr denkt eure Gedanken!
„Na, wer denn sonst?“ denkt ihr jetzt sicher. Das ist ja auch eine triviale Aussage, oder nicht? Nein, nicht immer. Denn unsere Gedanken scheinen manchmal eine ziemliche Macht über uns zu haben. Falls sich, durch welche Maßnahmen auch immer, eure Motivation zur Anwesenheit bequemt, profitiert ihr natürlich davon. Die Opfer des „Eigentlich“ werden hingegen Opfer ihrer Gedanken.
Deshalb ist es nützlich, sich hin und wieder in Erinnerung zu rufen, dass eure Gedanken kein autonomes System sind. Wenn ihr euch nämlich denkt, ihr wollt eigentlich gründen, könnt das alles aber eh nicht und bekommt das einfach nicht hin, so wird euer Hirn alles dafür tun, diese Gedanken zu bestätigen – Stichwort selbsterfüllende Prophezeiung.
In diesem Fall ergibt es keinen Sinn, krampfhaft zu denken, dass ihr der nächste Elon Musk werdet (Nicht vergessen, kleine Kekse!). Aber vielleicht könnt ihr so etwas denken wie: „Ich habe heute mein Zwischenziel erreicht und keinen „zero day“ gehabt.“. Schon ist die Negativitätsspirale zumindest gebremst.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das anstrengend ist. Daher:
5. Tankt Kraft.
Plant eure Arbeit und euer Vorhaben, aber vor allem plant – und macht! – Pausen. Umgebt euch, so gut es pandemiebedingt irgendwie geht, mit Menschen, die euch gut tun. Holt euch Feedback, sprecht über eure Ideen und lasst sie euch spiegeln. Und ganz wichtig: Verfallt nicht einem Selbstoptimierungswahn, der euch nur ausgebrannt zurücklasst.
Das Team des Gründungsservice' ist für euch da und freut sich auch sehr über eure Berichte! Was für Erfahrungen mit dem „Eigentlich“ habt ihr schon gemacht? Seid ihr sein Opfer geworden? Oder habt ihr es vielleicht selbst überwunden? In jedem Fall könnt ihr euch gerne beim Gründungsservice melden (bevorzugt natürlich mit einem Teller (kleiner) Kekse) und euch austauschen.
Veröffentlicht am 14.09.2021
Autorin: Cornelia Strauß